
6. Sonntag im Jahreskreis C
So sagt Gott: Verflucht ist, wer auf Menschen vertraut, das Hinfällige am Menschen zu seiner Stärke macht und sein Herz von Gott abwendet. Er ist wie ein Strauch in der Wüste. Er wird nicht das Gute kommen sehen, sondern bleibt in salzigem, unbewohnbarem Land. Gesegnet ist, wer auf Gott vertraut und dessen Rückhalt Gott ist. Er sind wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der zum Wasserlauf hin seine Wurzeln streckt. Er fürchtet sich nicht, wenn auch Hitze kommt, er behält sein Laub. Auch in einem Dürrejahr ist er ohne Sorge, er hört nicht auf, Frucht zu tragen.
(Jeremia, Kapitel 17, Verse 5-8)
Verflucht ist, wer auf Menschen vertraut. Ein schwer erträgliches Stück Prophetie, das meinen Zweifel weckt: Ist Gott etwa kleinlich und eifersüchtig? Warum sollte Gott etwas dagegen haben, dass Menschen einander trauen, vertrauen, sich anvertrauen, einander etwas zutrauen? Dieses Stück Prophetie, verfasst unter dem Eindruck der unabwendbaren Katastrophe, von einem weiteren Großreich besiegt zu werden, ist das dunkle Gegenstück zu Psalm 1, dem Eingangsportal (Egbert Ballhorn) in den Psalter: Selig, wer nicht nach dem Rat der Gesetzlosen geht, sondern über die Weisung Gottes nachsinnt Tag und Nacht - dann lebt man wie ein an Wasserbächen gepflanzter Baum, verwurzelt und jederzeit genährt mit allem, was es zum Leben braucht.
Jeremia ruft nicht zur Umkehr auf, denn für Umkehr ist es zu dieser Zeit zu spät. Er schildert, wie es ist, und wo es hingeführt hat, dass Menschen eben doch auf dem Weg der Gesetzlosen gegangen sind. Ihr Sicherheitsgefühl, sagt Jeremia, ist ein Vertrauen ohne Wurzeln gewesen, auf vermeintliche eigene und fremde Stärke gestützt. Solches Vertrauen, solches Sich-sicher-Fühlen hat keinen Bestand. Ich denke an die mächtigen Männer der Geschichte und Gegenwart, an Allianzen und Koalitionen, die nicht auf Recht gegründet, sondern ein Geschäft sind, an die Gier nach dem schnellen Vorteil, wenn Menschen sich auf ihre Kräfte verlassen und das Unheil nicht kommen sehen, bis es unabwendbar ist.
Es sind schlechte Zeiten, wenn unübersehbar wird, wo Vertrauen nicht begründet war, wo man sich in falscher Sicherheit hat wiegen lassen, wo man die eigene Zutrauensfähigkeit verstümmelt und verbogen hat und sich auf das gestützt hat, was zusammenbrechen wird. Es stellt sich heraus als ein hohler Glaube, ein unbewährtes Vertrauen.
Und wenn andere unter denen leiden, die ihre Stärke und ihre Verbindungen zu ihrem Vorteil nutzen und dabei verbrannte Erde zurücklassen? Auch düstere Bilder haben ihre Grenzen. Die Frage nach dem unschuldigen Leid wird hier nicht verhandelt. Was mit denen ist, denen das Wasser abgegraben wurde, deren Land verwüstet wurde, deren Leben in Schutt und Asche liegt, diese Fragen werden hier weder gestellt noch beantwortet.
Das Bild vom Strauch in der Salzwüste klagt nicht an, sondern es benennt, was ist: Wenn Menschen an die Macht kommen, die die Stimme ihres Gewissens schon lange zum Schweigen gebracht haben, dann ziehen dunkle Zeiten auf. Vielleicht liegt eine Hoffnung darin, dass Gottes Stimme diese Wirklichkeit ausspricht - bezeugend und nicht endgültig zum Schweigen gebracht.